Übung Korpuslinguistik: Anwendungen

Korpuslinguistische Analyse der Semantik bestimmter Begriffe

Distribution von Wörtern

Durch simple Frequenzabfragen kann die Distribution/die Verteilung von bestimmten Wörtern in einem Korpus erfragt werden. Wie oft taucht ein bestimmtes Wort im Vergleich zu anderen Wörtern auf? Wie sind die verschiedenen Bedeutungen eines Wortes verteilt? Wie können fast synonyme Wörter, die das gleiche grammatikalische Potential haben, aufgrund ihrer grammatikalischen Verwendung unterschieden werden? (Z.B. "little" vs. "small"; attributive oder prädikative Verwendung.)

(Vgl. z.B. Douglas Biber: Corpus linguistics: investigating language structure and use. Cambridge University Press, Cambridge, 1998)

Usuelle Wortverbindungen

Mittels Kookkurrenzanalyse kann man versuchen, die usuellen Wortverbindungen in einem bestimmten Korpus zu berechnen und so die Semantik bestimmter Wörter im Sprachgebrauch, durch sog. Kookkurrenzprofile, zu beschreiben.

Vgl. dazu die Arbeiten von Kathrin Steyer et al. am Insitut für Deutsche Sprache (IDS): http://www1.ids-mannheim.de/lexik/uwv.html

Collostructions

Ausgehend von der "construction grammar"/"Konstruktionsgrammatik" experimentieren Stefanowitsch und Gries (2005) mit einer Kollokationsanalyse, die neben lexikalischen Elementen auch grammatische Konstruktionen berücksichtigt. So untersuchen Sie verschiedene Korpora z.B. auf englischen s-Genitiv-Konstruktionen, die prototypischerweise so beschrieben werden:

NPpossessors's Npossessee
Wie z.B.: John's book, Mary's sister

Dabei zeigen Sie (u.a.), dass die Semantik dieser Konstruktionen keinesfalls so klar ist, wie die prototypischen Fälle zeigen. Man findet z.B. in einem Korpus erstauntlich wenige Fälle, wo der s-Genitiv tatsächlich Besitz ausdrückt, dafür Konstruktionen wie:

Produzent-Produkt: Roland's synth, [Pers. Name]'s [Work of Art]
Partizipant-Ereignis: earth's rotation, farmer's workshop, partner's earning
Zeitpunkt-Ereignis: tomorrow's final, moment's notice
etc.

Die Semantik der s-Genitiv-Konstruktion im Englischen muss also differenzierter beschrieben werden.

Stefanowitsch, Anatol/Gries, Stefan Th.: Covarying collexemes. Corpus Linguistics and Linguistic Theory, 1/1, 2005, p. 1-43.