Jedes Geburtserlebnis ist einzigartig. Als Mann habe ich wahrscheinlich nicht mal einen Hauch von Ahnung, wie es sich anfühlt, ein Kind zur Welt zu bringen.
Ich habe jedoch eine Ahnung davon, wie solche Geburtserlebnisse erzählt werden. Und sie werden massenhaft erzählt, auf Online-Diskussionsforen zu Themen der Mutterschaft (und Vaterschaft). Eine solche ganz durchschnittliche Erzählung lautet etwa so:
An diesem Tag hatte ich… → …, dass es endlich losgeht → ich hatte das Gefühl, dass… → Mein Mann und ich waren… → war mich sicher, dass… → auf den Weg in die… → Ich sagte ihr, dass… → so heftig, dass ich… → fühlte sich an, als → war ich fix und fertig → Ich hatte das Gefühl, → dass es nicht mehr lange… → ich dachte, ich muss… → , aber es ging nicht → , was das Zeug hielt → dann ging alles ganz schnell → Ich weiß nur noch… → um 16:38 war es → ich konnte es nicht glauben → ich war so froh… → , dass es vorbei war → ich hätte nie gedacht, → und ich muss sagen, → Für mich war es eine… → noch vor sich haben…
Interessanterweise haben die Autorinnen solcher Texte über ihre Geburtserlebnisse bestimmte Schemen und Wendungen im Kopf, wie ein solches Erlebnis erzählt werden soll. Natürlich gibt es Abweichungen davon, trotzdem ist es verblüffend, wie konventionalisiert die Gattung „Geburtsbericht aus Ich-Perspektive“ als Alltagserzählung ist – die Erzählung über ein Erlebnis, das ja als höchst einzigartig und individuell erlebt wird. Im Folgenden zeige ich ein paar Erkenntnisse einer Analyse von 14.000 Geburtsberichten.
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