Automatische Gedichte von Goettherina

Man nehme: 500 Jahre deutschsprachige Dichtkunst, Schlagzeilen von Zeitungsnews und Sportartikeln, Holz, Karton, ein Arduino-Board mit ein bisschen Elektronik und ein Python-Script – fertig ist Goettherina!

Hier eine kleine Auswahl ihrer Gedichte:

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Word Embeddings: Funktionale Äquivalenz statt Synonymie

Keine Frage: Word Embeddings sind eine feine Sache, um im Sinne einer distributionalen Semantik semantische Räume zu modellieren. Es besteht aber die Gefahr, einer strukturalistischen Logik zu verfallen und das eigentliche Potenzial zu verschenken.

In unserer Gruppe „Digital Linguistics“ stecken wir mitten in vielversprechenden Experimenten zu Word Embeddings vor dem Hintergrund eines diskurs- und kulturlinguistischen Interesses. Dazu möchte ich ein Beispiel geben.

Ein semantischer Raum (Tensorflow Projector).
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14.000 Geburtsberichte im Raum

Die Interaktionsdesignerin Nadine Prigann interessierte sich für die Frage, wie Sprachdaten interaktiv visualisiert werden können. Daraus ist ihre BA-Arbeit „Explorative Spatial Analysis“ an der Zürcher Hochschule der Künste entstanden, die auf meinen Analysen zu den 14.000 Geburtsberichten beruht, in denen Mütter in Online-Foren über die Geburten ihrer Kinder erzählen.

Aus der Arbeit „Explorative Spatial Analysis“ von Nadine Prigann (Foto zvg)

In einigen Diskussionen sind wir zu interessanten Einsichten zu Daten, Datentransformationen und Lektüre gelangt. Weiterlesen

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Diagrammatische Grundfiguren: Liste, Karte, Partitur, Vektoren, Graph

Wenn man über Diagramme im weitesten Sinn nachdenkt, die in der Linguistik verwendet werden, dann lassen sich diese auf die folgenden fünf Grundfiguren zurückführen: Liste, Karte, Partitur, Vektoren, Graph.

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Die serielle Singularität: Vierzehntausend Geburtsgeschichten

Jedes Geburtserlebnis ist einzigartig. Als Mann habe ich wahrscheinlich nicht mal einen Hauch von Ahnung, wie es sich anfühlt, ein Kind zur Welt zu bringen.

Ich habe jedoch eine Ahnung davon, wie solche Geburtserlebnisse erzählt werden. Und sie werden massenhaft erzählt, auf Online-Diskussionsforen zu Themen der Mutterschaft (und Vaterschaft). Eine solche ganz durchschnittliche Erzählung lautet etwa so:

An diesem Tag hatte ich… → …, dass es endlich losgeht → ich hatte das Gefühl, dass… → Mein Mann und ich waren… → war mich sicher, dass… → auf den Weg in die… → Ich sagte ihr, dass… → so heftig, dass ich… → fühlte sich an, als → war ich fix und fertig → Ich hatte das Gefühl, → dass es nicht mehr lange… → ich dachte, ich muss… → , aber es ging nicht → , was das Zeug hielt → dann ging alles ganz schnell → Ich weiß nur noch… → um 16:38 war es → ich konnte es nicht glauben → ich war so froh… → , dass es vorbei war → ich hätte nie gedacht, → und ich muss sagen, → Für mich war es eine… → noch vor sich haben…

Interessanterweise haben die Autorinnen solcher Texte über ihre Geburtserlebnisse bestimmte Schemen und Wendungen im Kopf, wie ein solches Erlebnis erzählt werden soll. Natürlich gibt es Abweichungen davon, trotzdem ist es verblüffend, wie konventionalisiert die Gattung „Geburtsbericht aus Ich-Perspektive“ als Alltagserzählung ist – die Erzählung über ein Erlebnis, das ja als höchst einzigartig und individuell erlebt wird. Im Folgenden zeige ich ein paar Erkenntnisse einer Analyse von 14.000 Geburtsberichten.

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Das Auf und Ab der Story: Erzählerische Höhenprofile

Das Hoch und Runter einer Geschichte ist nicht immer metaphorisch zu verstehen. Bei Berichten über Bergtouren gesellen sich zu den erzählerischen Tief- und Höhepunkten solche, die eine Entsprechung in der geografischen Welt haben: Man startet unten im Tal, steigt langsam über die Alpen und Schutthalden hoch zum Gipfel. Dann geht’s wieder runter. Aber wird die Geschichte auch so erzählt? Die erzählerischen Freien würde ja auch eine andere Reihenfolge erlauben:

„Der Blick vom Gipfel war ja atemberaubend und ließ den Schrecken des Aufstiegs vergessen! Wir ahnten ja nicht, dass uns das Drama erst noch bevorstand… Doch beginnen wir mit dem hoffnungsvollen Start am frühen Morgen.“

Oder so ähnlich…

Doch wie sieht die Praxis aus? Wir analysierten und visualisierten 104.000 Bergsteigerberichte der Website hikr.org, um das typische „erzählerische Höhenprofil“ dieser Tourenberichte zu berechnen.

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Visualisierungen in den Wissenschaften: Call for Papers

Welche Rolle spielen Visualisierungen in den Forschungsprozessen der Humanities? Diese Frage steht im Zentrum der Tagung „Visualisierungsprozesse in den Humanities – Linguistische Perspektiven auf Prägungen, Praktiken, Positionen„, die wir vom 17. bis 19. Juli 2017 in Zürich ausrichten. Soeben wurde der Call for Papers veröffentlicht! Wir konnten sechs hochkarätige Keynote-Sprecher/innen gewinnen, dieses Feld aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: David Berry (Sussex, UK), Thomas Ertl (Stuttgart), Katrin Knorr-Cetina (Chicago, USA), Sybille Krämer (Berlin), Angelika Linke (Zürich) und Uwe Pörksen (Freiburg).

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Von Schätzen und Monstern. Drei Thesen zu Visualisierungspraktiken in den Digital Humanities

Visualisierungen wissenschaftlicher Daten boomen. Sie werden eingesetzt, um riesige Datenmengen überhaupt überblicken zu können, z.B. indem Beziehungen zwischen Akteuren als Netzwerk visualisiert werden. Dann wird plötzlich sichtbar, welche Akteure besonders eng verbandelt sind und wer besonders einflussreich ist.

Solche „visuellen Analysemethoden“ sind ein großer Gewinn für die Digital Humanities. Insbesondere auch für die textorientierten Digital Humanities, die Korpuslinguistik und ähnliche Disziplinen. Gleichzeitig werfen diese Methoden eine Reihe von kritischen Fragen auf, die ich in Form von drei provokativen Thesen kurz antippen möchte:

  1. Visuelle Analysemethoden folgen utilitaristischen und positivistischen wissenschaftlichen Denkstilen, die nur bedingt mit den Geisteswissenschaften kompatibel sind.
  2. Die Geisteswissenschaften unterschätzen die Bedeutung der programmiertechnischen und algorithmischen Grundlagen der verwendeten visuellen Analysemethoden.
  3. Visuelle Analysetools für die Digital Humanities laufen Gefahr, traditionellen Interpretationsmethoden nachzueifern statt die Chancen des datengeleiteten Paradigmas zu nutzen.

In einem gleichnamigen Beitrag habe ich diese Thesen unlängst für die Zeitschrift „Rechtsgeschichte“ 24/2016 ein klein wenig ausführlicher dargelegt (erscheint demnächst). Hier eine Kürzestfassung.

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Coding Cultures: Über den Zusammenhang von Programmiersprachen und Denkstilen

Ich habe zwei Javascript-Bibliotheken (D3.js und p5.js) für mich entdeckt, um damit sprachliche Daten zu visualisieren. Ich lernte damit nicht nur eine Methode kennen, um ein Problem zu lösen, sondern bin nebenbei auf etwas Interessantes gestoßen: Ich glaube, es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Wahl einer Programmiersprache und wissenschaftlichen Denkstilen. Und dass es sich lohnt, als (auch nicht programmierende/r) Geisteswissenschaftler/in darüber nachzudenken. Doch der Reihe nach.
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Tramlinien: Vom Bild- zum Textverstehen

https://de.wikipedia.org/wiki/VBZ_Be_4/6_%28Tram_2000%29#/media/File:Zurich_Be_4-8_Saenfte_2110_Milchbuck.jpg

Tram in Zürich (Quelle: Wikipedia)

Linguistinnen und Linguisten erforschen ja immer wieder gerne ihre Kinder; für empirische Untersuchungen ist die Fallzahl zwar meist etwas gering, das Beobachter-Paradoxon lässt sich auch nicht wirklich umgehen und die Compliance der Versuchspersonen lässt manchmal zu wünschen übrig. Im Folgenden vermischt sich aber Vaterstolz und linguistisches Interesse, deshalb muss ich kurz darüber berichten, wie mein Sohn (2,8) mit etwa 2,2 begann, Zahlen lesen zu lernen, und zwar dank der Trams.

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