Bevor wir unsere Blicke obligatorischerweise in die USA richten, denken wir zuerst ganz lokal:
- Ist das ein Kampf der elektronischen Medien um Image und Publikum? Das Schweizer Fernsehen hatte ja vor einiger Zeit beschlossen, in der Wettersendung „Meteo“ so schöne Begriffe wie „chuute“ oder „sträätze“ zu verwenden und mit „Pflotsch“ um sich zu schmeissen, also die Prognosen in Dialekt zu servieren. Damit sei man den Zuschauerinnen und Zuschauern nöcher, vor allem bei einem so emotionalen Thema.
Heute hat nun Radio DRS verkündet, ab Mai 2007 das „Rendez-vous am Mittag“ und die „Info 3“ neu in Standardsprache statt Dialekt zu sprechen (den Rendez-vous-Beitrag dazu hier!). Natürlich spiele der Dialekt noch immer eine Rolle im Radio. Informationen aber, die auch Ausländer, Touristinnen und andere Nicht-Schweizerdeutsch-Sprechende interessieren könnten, müssten in Standard sein.
Das ist gut. Wenn sich nun die Kleinen dank Hochdeutsch im Kindergarten ein völlig unverkrampftes Verhältnis zum Standard aneignen, führt das natürlich zu einem Problem: Die standarddeutschen Nachrichten werden sie plötzlich herzig finden und so den Dramen der Welt respektlos gegenüber stehen. Den Dialekt-Wetterbericht dagegen werden sie nicht nur der schlechten Prognose wegen als kalt und herzlos empfinden!
- Amerika: Was Herr Sprechtakel schon lange mal mit Herrn Blocher machen wollte, wurde nun mit US-Präsidenten-Reden gemacht:
Ein historischer Vergleich der meistgenannten Inhaltswörter in präsidialen Reden. 1889 waren die „indians“, 1917 „german“ und 1941 „freedom“ Trumpf. Und während Bush (junior) noch mit „economy“, „families“ und „invest“ in die Amtszeit einstieg, endet diese nun (bald) mit den „terrorists“ und dem cheiben „iraq“. Die linguistische Analyse könnte noch raffinierter werden – die amerikanische Politik auch.