Schweizer Platt

Wenn man sich in norddeutschen Gefielden aufhält, ist immer mal wieder die Rede vom Plattdeutschen, dem Niederdeutschen. Es ist sprachgeschichtlich gesehen die Grundlage des Englischen und vermählte sich durch einen komplizierten Prozess (Stichwort: 2. Lautverschiebung und anderes Pipapo) mit anderen mittelhochdeutschen Varietäten zum heute gebräuchlichen Hochdeutsch.

Im Norden gibt es das Plattdeutsche aber noch immer als Dialekt, auch wenn es immer mal wieder vom Aussterben bedroht ist. In einer Ausgabe der Lübecker Nachrichten, die ich im Zug fand, las ich dazu einen Artikel: „Ein neues Image für das Plattdeutsche“ (LN vom 22./23. Januar 2006, S. 36). Dort wird beschrieben, wer sich alles wie um den Erhalt kümmert.

Interessant fand ich das kleine Glossar, in dem im Norden gebräuchliche Wörter aufgelistet sind, die auf das Plattdeutsche zurück gehen. Da stehen Dinge wie:

Buddel: Flasche
Büdel: Beutel
Büx: Hose
Koje: Bett
Pott: Topf (wobei man hier als Hamburg-Gewöhnter anführen muss, dass dort unter Pott wohl öfter ein grosses Schiff gemeint ist…)
usw.

Natürlich gibt es da auch Wörter, die nicht nur die Nordlichter verwenden, sondern auch in südlicheren Gefielden üblich sind:

Gedöns: Aufhebens
Grips: Verstand
klönen: plaudern
Kuddelmuddel: Unordnung
Schnute: Schnauze, Mund

Doch stand da auch ein Wort, das ich als untertoggenburgischen Dialektausdruck kennenlernte: nölen.

„Nölen“ ist aber unzweifelhaft platt – und wird im LN-Glossar mit „nörgeln“ übersetzt. Im Grimmschen Wörterbuch findet man den Ausdruck auch. Es werden zwei Bedeutungen angegeben:

langsam sein im reden und thun.

Das ist die niederdeutsche Bedeutung, daneben:

oberd. im Unterinnthale nåln, nôln, eine unnütze arbeit thun, besonders wenn man dadurch von etwas anderem abgehalten wird.

Wahrscheinlich damit verwandt ist die ursprünglich schweizerische Bedeutung.

Aber eben: Heute wird darunter „nörgeln“ verstanden. Wir haben es hier also nicht nur mit einem Wandel der Wortform zu tun, sondern auch mit einem Bedeutungswandel, wobei unklar ist, ob das heute gebräuchliche „nölen“ ein Produkt aus ursprünglich verschiedenen Quellen ist – was sprachgeschichtlich gesehen natürlich keinesfalls überraschend wäre.

Wer kennt „nölen“ als ein Dialektwort? Wer weiss mehr? Nölt mal!

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2 Antworten zu Schweizer Platt

  1. Peter sagt:

    Hm, ich kenne den Ausruck „en Nool“ für einen, den man zu nichts gebrachen kann und der nie bei der Sache ist…

  2. Noah sagt:

    Ach interessant! Was für einen Dialekt sprichst du? Das wäre dann die moderne Form der Substantivierung von nölen, die die Gebrüder Grimm auch beschrieben haben:

    schweiz. nol, nôl (STALDER 2, 241), so dasz also nôln, noaln als davon abgeleitete denominativa zu betrachten wären. vgl. auch noll (nollbruder, nollhart), nollen.

    Danke!

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