Das Gesprächstranskript spielt eine entscheidende Rolle, um gesprochene Sprache überhaupt zu Daten zu machen, die analysiert werden können (z. B. nach GAT, Selting et al. 1998). Gespräche können jedoch auch ganz anders visualisiert werden, wie dieser Versuch zeigen soll, Gespräche mit der Figur der Jahresringe zu visualisieren. Die grafische Figur sieht vor, die Aktanten eines Gesprächs als Positionen auf einem Kreis zu sehen. Parallel zum Ablauf des Gesprächs (die Aufnahme wird abgespielt), produziert jeder Turn an der Stelle des Aktanten einen Kreis, wobei die Länge des Turns die Größe bestimmt. Konzentrisch dazu werden die weiteren Turns des Aktanten gezeichnet, wobei die Kreise unmittelbar bei turn-Äußerung farbig gefüllt sind, mit der Zeit jedoch verblassen, aber nicht unsichtbar werden. Zusätzlich wird der Text des jeweiligen Turns kurz angezeigt.
Nach einiger Zeit wird eine Geschichte und Dynamik des Gesprächs sichtbar, wobei die Abbildung oben die Unterschiede dreier Gespräche augenfällig macht: Das erste Gespräch (links) vollzieht sich hauptsächlich zwischen zwei Personen, die beide viele, relativ kurze Turns geäußert haben, daneben aber auch längere in ähnlicher Zahl. Man würde sagen, es handelt sich um eine ausgeglichene Dialogform. Beim zweiten Gespräch (in der Mitte) nehmen drei Personen am Gespräch teil, wobei der eine (links oben) das Gespräch mit sehr vielen, eher kurzen turns dominiert. In der dritten Konstellation (rechts) agieren viele Personen miteinander, wobei die eine ebenfalls das Gespräch deutlich dominiert, gefolgt von drei, vier weiteren Personen, die auch substanziell zum Gespräch beitragen.
Hier können die drei oben genannten Beispiele ausprobiert werden.
Quellennachweis für die Transkripte als Basis für die Visualisierungen: IDS, Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD), FOLK_E_00080_SE_01_A_01_DF_01, FOLK_E_00012_SE_01_T_01, FOLK_E_00120_SE_01_T_01 [http://dgd.ids-mannheim.de, letzter Zugriff: 6. Juli 2018]